Wie lassen sich die Schätze der textilen Sammlungen und Ausstellungsbereiche des Museums mit den Erfahrungsschätzen und Interessen der Workshop-TeilnehmerInnen zusammen führen? Wie kann das Museum als Inspirationsquelle für eigene kreative Prozesse der TextilexpertInnen und für die Entwicklung neuer Produktideen fungieren?
Schon bei den ersten beiden Workshops zeigten sich das kulturell vielfältige Wissen und die spezifischen Handfertigkeiten unserer Textilexpertinnen. Von Vorteil erwies sich, dass wir neben unserem Kooperationspartner ISI e.V. auch mit Organisationen wie der BOX 66 und Kotti e.V. zusammen arbeiten, zu deren Angeboten z. B. die Berufsorientierungs-Beratung für MigrantInnen oder Nähwerkstätten gehören.
Unsere Teilnehmerinnen stammen neben Deutschland aus Ländern wie z.B. der Türkei, Äthiopien, Kenia, der Mongolei, aus Italien, aus Russland und Peru. Vertreten sind sowohl Schneiderinnen, Designerinnen, eine Textilingenieurin, eine Drechslerin aber auch allgemein an Textilien und textilen Techniken Interessierte. Einige von ihnen planen eine Existenzgründung und erhoffen sich durch das Projekt neue Inspirationen und neue Fachkenntnisse, sowie den Austausch mit Anderen und das Kennenlernen von weiterführenden Netzwerken. Vor allem verbindet sie das Interesse, das Museum und seine textilen Sammlungen und Ausstellungsbereiche kennen lernen zu wollen.
Den Führungen durch ausgewählte textile Sammlungsbereiche des Museums durch Dagmar Neuland-Kitzerow schlossen sich Workshops, angeleitet durch das Designerduo Melinda Barth und Isabelle Dechamps von be able an.
Die Depotführungen, teils verbunden mit persönlichen Geschichten der Objekte, erweckten Emotionen und Erinnerungen. Die Zitate der Teilnehmerinnen waren dafür sehr aufschlussreich:
„Der auf dem Wandteppich abgebildete Mann auf dem Esel erinnert mich an meinen Opa. Das erzählt von meiner Heimat, dem Orient und der Seidenstraße.“
„Die Hochzeitsdecke erinnert mich an meine Mutter in Äthiopien, die Schneiderin war. Stoffe wurden nie weggeworfen.“
„Wir haben viel über historische Hintergründe erfahren, wie Menschen in früheren Zeiten gelebt und gearbeitet haben.“
“Die Führung war wunderwunderschön. Es war wie in einer Schatztruhe. Ich habe durch das Gesehene wieder Sympathie für die Patchwork-Arbeit entwickelt. Meine Mutter und Oma waren darauf spezialisiert. Die Objekte haben durch die dazu erzählten persönlichen Geschichten gelebt.“
„Ich liebe es, wenn Objekte aus dem Leben erzählen. Es war schön und beeindruckend.“
„Ich bringe Wissen aus zwei Kulturen mit und habe Bildung, die ich gerne einbringe.
Ich mag die Arbeit mit Stoffen, Strukturen, die Geschichte der Textilien und die Art, wie sie getragen werden.“
Der Kulturkontakt setzte sich anschließend in den Workshops fort. Inspiriert durch die Führungen, aber auch die Zusammenarbeit im Team entstanden die ersten experimentellen Objekte. Sie verdeutlichen die Vielseitigkeit unsere Teilnehmerinnen und die Freude an der Zusammenarbeit.